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Mehr Grolars und Pizzlies könnten bald die Arktis durchwandern

Geschrieben von Dr. Michael Wenger am . Veröffentlicht in Fauna & Tierwelt.

Vor einigen Wochen war in Arviat, Nunavut, Kanada, ein lokaler Inuit auf der Jagd nach Eisbären. Doch was er gejagt hatte, war kein gewöhnlicher Eisbär, sondern ein Hybrid zwischen Eis- und Grizzlybär. Dies bedeutet die dritte bestätigte Sichtung dieses Mischwesens und jetzt debattieren Wissenschaftler über die Zukunft von Eisbären im Angesicht des Klimawandels.

Eisbären und Grizzlies sind nahe miteinander verwandt und bisher kannte man Hybriden nur aus dem Zoo. Diese Hybriden sind entweder Grolarbär (Vater = Grizzlie) oder  Pizzly (Vater = Eisbär). Bild: Corradox (Wikipedia)
Eisbären und Grizzlies sind nahe miteinander verwandt und bisher kannte man Hybriden nur aus dem Zoo. Diese Hybriden sind entweder Grolarbär (Vater = Grizzlie) oder Pizzly (Vater = Eisbär). Bild: Corradox (Wikipedia)

Eis- und Grizzlybären haben sich seit Jahrtausenden rund um die Arktis gepaart, erklärt Bärenbiologe Andrew Derocher von der Universität Alberta. „Die beiden Arten sind nahe miteinander verwandt. Denn Eisbären haben sich aus einem Grizzly-Verwandten heraus entwickelt. Wir wussten seit geraumer Zeit aus Experimenten in Zoos in Europa und Russland, dass Eisbären und Grizzlies sich in Gefangenschaft erfolgreich paaren können. Aber es war erst 2006, als wir zum ersten Mal in freier Wildbahn in den Nordwestterritorien einen Hybriden nachweisen konnten.“ Die neuesten Sichtungen von Grolars sind wahrscheinlich das Resultat von männlichen Grizzlies, die sich mit Eisbärenweibchen paaren. Denn männliche Grizzlies wandern weite Distanzen für die Paarung, während die Weibchen weiter im Süden bleiben.

In Kanada und Alaska müssen weibliche Bären an Land, um zu gebären. Denn durch das verschwundene mehrjährige Eis existieren auch keine Höhlen mehr, wie auch hier in Arviat. Dies bringt sie in den Einflussbereich von männlichen Grizzlies. Bild: Michael Wenger
In Kanada und Alaska müssen weibliche Bären an Land, um zu gebären. Denn durch das verschwundene mehrjährige Eis existieren auch keine Höhlen mehr, wie auch hier in Arviat. Dies bringt sie in den Einflussbereich von männlichen Grizzlies. Bild: Michael Wenger

Derocher erklärt auch, dass die grössten Bedrohungen der Eisbärenpopulation der Klimawandel und das zurückgehende Meereis sind. Aber er sagt auch, dass die Hybriden auch einen Einfluss haben könnten, wenn die Bärenpopulation zurückgeht. „An einem Punkt kann es sein, dass die genetische Information in beiden Arten irgendwie das verschlucken wird, was von einem Eisbären übrig ist, wenn sie wirklich so weit verschwinden werden. Aber es ist schwierig und die Zukunft so weit zu sehen ist eine Herausforderung. Es hängt wirklich davon ab, was wir gegen den Klimawandel als Ganzes unternehmen werden.“

Eisbären sind für ein Leben auf dem Eis gemacht. Hybriden sind wahrscheinlich viel schlechter angepasst und könnten eine geringere Überlebenschance besitzen. Bild: Michael Wenger
Eisbären sind für ein Leben auf dem Eis gemacht. Hybriden sind wahrscheinlich viel schlechter angepasst und könnten eine geringere Überlebenschance besitzen. Bild: Michael Wenger

Dave Garshelis, ein Wissenschaftler des Minnesota Department of Natural Resources, stimmt zu, dass es viele Bedrohungen für Eisbären gibt. Aber er glaubt nicht, dass Hybriden den Platz von Eisbären einnehmen werden. „Es hat immer Hybriden in der Entwicklungsgeschichte gegeben. Aber sie haben niemals gewonnen,“ erklärt er. „Damit dies passieren könnte, müsste der Hybrid besser an seine Umgebung angepasst sein als ein richtiger Eis- oder Grizzlybär, und das ist sehr unwahrscheinlich.“ Garshelis erklärt auch, dass Eisbären an ein Überleben und Jagen auf dem Eis angepasst seien und Grizzlies an ein Leben an Land. Dadurch, meint er, hätten Hybriden zwar etwas von beiden Arten, aber nicht genug, um entweder auf dem Eis oder an Land zu leben. „Wäre der Hybride, den wir jetzt sehen, so angepasst an diese Art Umweltbedingungen, hätten wir ihn auch in der Vergangenheit entdeckt. Denn es existierten Wärmeperioden in der Vergangenheit, doch auch damals übernahmen Hybriden nicht die Führung,“ meint Garshelis weiter. „Ich denke, dass es unwahrscheinlich ist, dass ein solcher Anstieg von Hybriden zu erwarten ist.“ Doch Derocher und Garshelis sind sich beide in einem einig: Je länger der Klimawandel dauert, desto mehr Hybriden werden wir sehen.

Kanadische Inuit haben das Recht, Eisbären als Teil ihrer Tradition zu jagen. Es existieren Quoten dafür. Sie nutzen das Fell, das Fleisch und sogar Knochen. Doch Eisbärenprodukte sind innerhalb Europas verboten und daher existiert kein Markt hier. Doch Hybriden könnten potentiell mehr Geld bringen, da sie viel seltener sind und nicht als Eisbären gelten.
Kanadische Inuit haben das Recht, Eisbären als Teil ihrer Tradition zu jagen. Es existieren Quoten dafür. Sie nutzen das Fell, das Fleisch und sogar Knochen. Doch Eisbärenprodukte sind innerhalb Europas verboten und daher existiert kein Markt hier. Doch Hybriden könnten potentiell mehr Geld bringen, da sie viel seltener sind und nicht als Eisbären gelten.

Quelle: Canadian Broadcasting Company