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Wenn Gletscher tauen: Neue Inseln in der Arktis

Geschrieben von Eva Fuchs am . Veröffentlicht in Forschung & Umwelt.

Spitzbergen ist die grösste und einzig permanent bewohnte Insel des Svalbard Archipels. Sie wird sich in den nächsten Jahrzehnten in zwei Teile splitten, sagen polnische Forscher voraus. Radaruntersuchungen im Gebiet der Gletscher Hambergbreen und Hornsundbreen haben ergeben, dass das Gletscherbett unterhalb des Meeresspiegels liegt. Tauen die Gletscher vollständig ab bleibt eine Meeresenge zurück und die südliche Spitze wird zur neuen Insel.

Gletscher auf Spitzbergen ziehen sich immer mehr zurück und legen neues Land, oder neue Fjorde frei. (Bild: Eva Fuchs)
Gletscher auf Spitzbergen ziehen sich immer mehr zurück und legen neues Land, oder neue Fjorde frei. (Bild: Eva Fuchs)

Polen betreibt seit 1957 im Hornsund im Sør-Spitsbergen-Nationalpark eine Forschungsstation. Mariusz Grabiec, Forscher des polnischen Zentrums für Polarforschung der Schlesischen Universität, studiert seit 20 Jahren die Gletscher Spitzbergens und ist besorgt: „Die Gletscher in Südspitzbergen sind im 21. Jahrhundert drei Mal schneller zurückgegangen als in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Basierend auf dem Rückzug der Gletscher der letzten paar Jahrzehnte gehen wir davon aus, dass die Strasse zwischen 2055 und 2065 aufgeht“, so Grabiec gegenüber dem Barents Observer. Die knapp sechs Kilometer Gletscher welche den Hornsund im Westen mit der Barentssee im Osten noch verbinden könnten aber auch schon viel früher verschwunden sein.

Der in Zukunft voraussichtlich abgetrennte Teil im Süden, Sørkapp Land (Südkap Land), wird mit 1260 km 2 Fläche zur viertgrössten Insel des Svalbard Archipels werden.

Sørkapp Land ist nur noch durch ein paar Kilometer Gletscher mit der Insel Spitzbergen verbunden. (Bild: Google Maps)
Sørkapp Land ist nur noch durch ein paar Kilometer Gletscher mit der Insel Spitzbergen verbunden. (Bild: Google Maps)

Forschungsergebnisse wie im Süden Spitzbergens melden auch Norwegische Forscher von Nordaustlandet, im Norden Svalbards. Das topografische Institut von Tromsø erstellt Kartendaten von Svalbard. Die Landzunge Brageneset galt bisher als Halbinsel. Auf neuen Satellitenbildern entdeckte der Topograf Anders Skoglund nun, dass in diesem Sommer der Gletscher geschmolzen ist. Die Zunge wurde zur Insel. Svalbard hat somit bereits eine neue Insel von ungefähr 10 km2 .

Erst vor kurzem wurden auch aus der russischen Arktis solche Entdeckungen gemeldet. Forschungsschiffe der russischen Marine haben in den Archipelen Nowaja Semlja und Franz-Josef-Land neue Inseln entdeckt. Die grösste der fünf neuen Inseln ist 54‘500 km2 gross. Im Zeitraum von 2015-2018 wurden mehr als 30 weitere neue Inseln, Buchten, Kaps und Meerengen gefunden.

Die nördlichen Teile der Barentssee und Spitzbergen gehören zu den Orten mit dem schnellsten Temperaturanstieg auf unserem Planeten. Während am UN-Klimagipfel über maximal 1,5°C Erwärmung diskutiert wird, sind die Temperaturen in Svalbard bereits um 4°C angestiegen. Es werden somit nicht die letzten neuen Inseln sein, die in der Arktis auftauchen.

Quelle: Barents Observer / NRK